WinTouch Test: Dell Venue 11 Pro + Slim Tablet Tastatur

Der Tabletboom hält an und jeder will ein Stück vom Kuchen haben. Dell bringt das Venue 11 Pro mit Windows 8.1 ins Rennen, damit erhofft man sich Marktanteile von Android und iOS abgraben zu können. Speziell das 5130-er Modell wildert dank des Atom-Prozessors in der 10 Zoll Klasse im Premiumsegment der Konkurrenz. Wie es sich dabei schlägt wird unser Test zeigen.

_DSC8176

Verarbeitung und Design

Da liegt es nun, das Dell Venue 11 Pro, frisch eingetroffen von Dell.

Erfreulicherweise bekommen mittlerweile fast alle Hersteller eine anständige Verpackung zustande. Dell ebenfalls. Der Karton ist zweckmäßig und man findet schnell die richtigen Öffnungen um das Gerät zu erreichen. Schnell noch die schützenden Folien entfernen und es kann losgehen. Von vorne sieht das Venue aus wie fast jedes Windows Tablet heutzutage. Mittig unten ist der Windows Button, mit dem man immer wieder zurück auf den Startbildschirm kommt.

Mittig oben befindet sich die Frontkamera für Videochats. An der Unterseite befinden sich die Schnittstellen zum Andocken des Zubehörs, wie z.B. einer Docking-Station, einer externen Tastatur mit Akku oder aber, wie in unserem Fall, der Slim Tablet Tastatur. Auf der rechten Seite befinden sich der Slot für Micro-SD Karten, einer von zwei Lautsprechern sowie der Mini-HDMI Anschluss. Wer die microSD Karte wechseln will sollte dazu einen SIM-Opener zur Hand haben, den Dell jedoch nicht mitliefert. Wir finden, dass Dell hier eine andere Lösung hätte finden müssen, z.B. durch kurzes hineindrücken und anschließendes Herausspringen der Karte. Das funktioniert auch ohne den SIM-Opener und ist somit praktikabler.

Auf der linken Seite befindet sich oben die Lautstärkewippe und der Kopfhöreranschluss. Mittig ist der zweite Lautsprecher untergebracht, im unteren Bereich ist der Micro USB Anschluss, der nur zum Aufladen des Gerätes dient, positioniert. Daneben der vollwertige USB 3.0 Anschluss. Dieser ist äußerst praktisch um schnell Daten von einem externen Datenträger zu kopieren oder um Peripherie wie Drucker und Scanner anzuschließen. Auf der Oberseite befindet sich noch rechts der Ein/Aus Schalter. Auf der Rückseite befindet sich ebenfalls mittig die zweite Kamera.

Das Gerät wirkt sehr gut verarbeitet, wir konnten keine störenden Spalten feststellen, im normalen Betrieb knarzt auch nichts. Die Materialwahl ist gut getroffen. Die abgerundeten Kanten sorgen für ein angenehmes Gefühl, bei der Nutzung. Einzig das Gewicht fällt störend auf. Ein paar Gramm leichter hätte das Gerät durchaus sein dürfen. Damit könnte man meinen hätte man alles gesehen bei einem Tablet. Dem ist aber diesmal nicht so. Dell bietet die Möglichkeit den Deckel der Rückseite abzunehmen. Somit kann jeder ohne Probleme den Akku selbst austauschen. Dafür ein großes Lob an Dell! Weiterhin kann eine SIM-Karte eingesetzt werden, wenn das gekaufte Modell die Funktion unterstützt.

Kameras, Mikrofon und Sound

_DSC8151

8MP Kamera der Rückseite

Die 8 Megapixel Kamera auf der Rückseite macht relativ gute Schnappschüsse und Videos in Full HD Qualität bei genügend Licht. Wie bei vielen anderen Kameras lässt die Qualität der Aufnahme aber bei schwachen Lichtverhältnissen stark nach. Daher sollte man immer für eine gute Beleuchtung sorgen, dann klappt es auch mit den Fotos und Videos. Was gar nicht gut gefiel war der dumpfe Sound bei Videoaufnahmen. Teilweise sind Stimmen nur sehr schwer zu verstehen.

Die 2 Megapixel Frontkamera verhält sich ähnlich wie die Rückkamera. Für die Hauptaufgabe, Videotelefonie, ist die Kamera ausreichend. Für alles andere nutzt man die zweite Kamera.

Der Sound des Tablets konnte überzeugen. Wer z.B. schnell etwas kochen will kann das Gerät durchaus mit in die Küche nehmen und Musik hören. Auch Dokus und Filme können über die externen Lautsprecher überzeugen. Wer nicht den Sound einer Musik-Anlage erwartet wird nicht enttäuscht.

Display

Hier können wir uns eigentlich sehr kurz fassen: Das Display ist eines der wichtigsten Bauteile an einem Tablet. Dell verbaut ein 10,8 Zoll Full HD IPS Display. Die Auflösung ist für die Größe gut gewählt und vollkommen ausreichend. Mehr ist nämlich nicht immer besser. Wie die Full HD Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln schon verrät handelt es sich um das 16:9 Format. Für Filme perfekt, fürs Arbeiten bei der Größe manchmal irgendwie zu breit geraten. Hier muss jeder selbst wissen was er will. HP bietet z.B. mit dem Omni 10 ein ähnliches Gerät im 16:10 Faktor, um mal eine Alternative zu nennen. Die Blickwinkel sind, egal von welcher Seite, sehr gut. Die Farben sind schön kräftig und auch die Helligkeit ist sehr gut. Alles in allem können wir dem Venue 11 Pro ein ausgezeichnetes Display bescheinigen. Auch auf Toucheingaben wird prompt reagiert. An der Präzision konnten wir ebenfalls nichts beanstanden. Dell hat sich beim Display also keine Blöße gegeben und ein richtig scharfes Teil verbaut.

Das Display unterstützt auch die Eingabe per Stift, da jedoch kein Stift aufzutreiben war konnten wir diese Funktion leider nicht testen. Die Technik dafür stammt von Synaptics. Mit den ersten Stiften und alter Firmware gab es wohl massive Probleme, mittlerweile sollte sich die Lage jedoch durch neue Software und überarbeitete Stifte entspannt haben.

Konnektivität

Windows Tablets sollen für viele nicht nur zum Konsum von Medieninhalten herhalten. Mit Windows verbinden viele Leute die eierlegende Wollmilchsau. Um kompatibel mit der Welt zu sein benötigt man also vielfältige Möglichkeiten zum Austausch jeglicher Daten. Standardmäßig bietet das Venue 11 Pro einen USB 3.0 Anschluss, einen Micro SD Karten Slot, Bluetooth 4.0, WLAN (802.11n) und zum Anschluss eines Monitors den Mini HDMI Port. NFC ist ebenfalls mit an Bord.

Wer ein 3G Modem dazu haben will muss etwas tiefer in die Tasche greifen, dann gibt’s das Modem gleich mit an Bord. Alternativ kann man auch einen Stick nutzen, oder, wenn wir richtig informiert sind, das interne Modem einfach nachkaufen und einbauen. Vorher sollte aber noch einmal genau das Modell geprüft werden. Dank des abnehmbaren Deckels auf der Rückseite dürfte der Einbau für geschickte Nutzer kein Problem sein.

Treiber für angeschlossene Geräte können, wie unter Windows üblich, einfach installiert werden. Man hat also nicht die Probleme wie beim Surface RT bzw. Surface 2.

Performance und Betriebsverhalten

_DSC8166

Das Testgerät kommt mit Win 8.1 Pro (32 Bit), Geräte für Privatkunden werden jedoch mit Win 8.1 (32 Bit) ausgeliefert.

Ein Tablet schaltet man selten aus, hat man es doch mal getan, so ist es schon wenige Sekunden nach dem Einschalten wieder betriebsbereit. Aus dem Stand-By wecken geht auch in kürzester Zeit, so wie man es von einem Tablet erwartet. Der mit 1,46 GHz getaktete Intel Atom Z3770 und die 2GB Arbeitsspeicher verrichten ihren Dienst souverän. Android und iOS müssen sich warm anziehen. Die neuen Bay Trail sind gegenüber dem Vorgänger Clover Trail deutlich leistungsfähiger geworden. Gab es bei Clover Trail Modellen immer wieder Ruckler und Gedenkmomente so laufen die neuen Bay Trail Prozessoren absolut rund. In Kombination mit der Multitaskingfähigkeit von Windows 8 ein echter Zugewinn.

Natürlich sind die „großen“ Core i Prozessoren noch einmal leistungsfähiger, der Atom Chip kommt jedoch ohne Lüfter aus und ermöglicht längere Akkulaufzeiten. Betrachtet man den hauptsächlichen Anwendungsbereich eines Tablets, also mailen, surfen, social media und angepasste Spiele, ist der Atom Prozessor die bessere Wahl, allein weil Geräte kostengünstiger und kompakter gebaut werden können. Kaum jemand braucht wirklich die Power eines Core i Prozessors in einem Tablet.

Das Gerät fliegt über die Windows Oberfläche, startet und wechselt zwischen Anwendungen schnell und macht im täglichen Betrieb richtig Spaß. Abgesehen von zwei Abstürzen nach dem Stand-By gab es sonst keinerlei Probleme beim Ausführen von Windows 8 Pro.

Der Speicher ist mit 64GB (eMMC) ausreichend groß bemessen. Dem Nutzer stehen noch etwa 39GB zur Verfügung. Die Erfahrung zeigt, dass es bei 32GB Modellen ohne Speicherkarte schnell eng werden kann. Neue Spiele benötigen immer mehr Speicherplatz, die persönlichen Fotos nehmen ständig zu und auch die installierten Programme werden nicht weniger.

Alles in allem hat Dell ein gutes Händchen in der Auswahl der Hardware getroffen. Und auch die Zukunft dürfte interessant werden. In den kommenden Monaten sollen die ersten 64 Bit Atom CPUs auf den Markt kommen. Tablets mit dem neuen Atom Prozessor dürften dann auch in Versionen mit 4GB Arbeitsspeicher zu haben sein.

Akkulaufzeit

Die Kapazität des Akkus beträgt 32 Wh. Um die Akkulaufzeit zu testen wurde ein Full HD Video von Youtube über WLAN gestreamt, zusätzlich wurden ein paar Recherchen in PDFs und im Internet angestellt. Die Bildschirmhelligkeit war dabei auf 100% gestellt (Automatischer Modus deaktiviert) und als Energiesparplan wurde Ausbalanciert gewählt. Die Slim-Tablet Tastatur war dabei die ganze Zeit angeschlossen. Bluetooth war deaktiviert. Das Venue 11 Pro kam bei uns auf eine Laufzeit von 6 Stunden und 40 min. Der Wert kann sich von anderen Ergebnissen unterscheiden, da Windows 8 im Hintergrund immer wieder Wartungsaufgaben durchführt und diese das Ergebnis beeinträchtigen.

_DSC8194

Herausnehmbarer 32 Wh Akku

Ein Tag im Büro oder in der Uni ist im Mischbetrieb kein Problem, das hat uns die tägliche Nutzung gezeigt. Leider ist auch eine Schwäche aufgefallen. Teilweise war der Akku im Standby nach 24 Stunden vollkommen entladen, das Gerät musste dann vor der Inbetriebnahme erst kurz an die Steckdose. Von 0 auf 100% Ladestatus geht es übrigens innerhalb von ca. 3,5 Stunden.

Software

Nicht nur in Sachen Wartbarkeit der Hardware geht Dell erfreuliche Wege, auch das Betriebssystem wird kaum von weiterer Software ausgebremst. Denn seien wir einmal ehrlich, kaum jemand nutzt oder braucht die zusätzliche Software, die auf so manchem Gerät installiert ist. Meist wird sie sogar zum Ärgernis. Dell spendiert eine Testversion des McAfee Virenscanners, Software zur Erstellung eines Backups und zur Aktualisierung des Systems. Weiterhin gibt es noch zusätzliche Modi für den Energiesparplan. Das meiste lässt sich wohl auch vom Laien ohne große Probleme deinstallieren, falls gewünscht. Ein Ärgernis mit der Firmware gab es jedoch, dazu aber mehr im folgenden Abschnitt.

Slim Tablet Tastatur und weiteres Zubehör

_DSC8153

Aufgefaltete Slim Tablet Tastatur

Für jeden, der mit seinem Venue 11 Pro gelegentlich etwas mehr schreiben will oder muss empfiehlt sich die Slim Tablet Tastatur. Klein und leicht erinnert sie stark an das Touch Cover von Microsoft. Wobei sie auch dem Type Cover sehr ähnlich ist. Die Slim Tablet Tastatur muss jedoch auch noch die Aufgabe des beim Surface integrierten Kickstandes übernehmen. Das funktioniert recht gut, wenn das Tablet nicht viel bewegt wird. Der Magnet hält in den Fällen sicher. Sobald aber etwas Bewegung ins Spiel kommt reicht die Kraft des Magneten nicht mehr und der Ständer klappt sich weg. Schnelle Drehungen auf dem Tisch um seinem Gegenüber etwas zu zeigen sind also nicht drin. Man muss alles ein wenig bedachter machen.

_DSC8157

Guter Schutz auch für die Rückseite des Tablets mit praktischer Schlaufe für den optionalen Stift

Neben der Standfunktion schützt die Tastatur auch die Rückseite des Gerätes. Ein nettes Detail: Wer zusätzlich den Eingabestift besitzt kann ihn in der rückseitigen Schlaufe aufbewahren. Der wichtigste Punkt der Tastatur ist aber das Schreibgefühl. Leider konnte es im Test nicht ganz überzeugen. Das Touch Cover von Microsoft, wohlgemerkt der ersten Generation, gefällt im Test persönlich besser. Das Type Cover lässt die Slim Tablet Tastatur dann endgültig hinter sich. Die Druckpunkte der Tasten konnten einfach nicht überzeugen. Es sollte sich jedoch jeder selbst ein Bild von der Tastatur machen. Gerade bei Tastaturen gibt es himmelweite Unterschiede im persönlichen Empfinden ob eine Tastatur gut oder nicht so gut ist. Wir können aber sagen, die Tastatur funktioniert in ihrer Hauptaufgabe und kann zum Schreiben längerer Texte genutzt werden. Im Endeffekt ist auch alles immer Gewöhnungssache.

Ein ganz gravierender Nachteil ist jedoch nicht tolerabel. Befindet man sich in einer App oder der Modern UI (Startscreen von Windows 8) und die Tastatur ist auf die Rückseite geklappt, blendet sich nicht die Bildschirmtastatur ein sobald man auf ein Textfeld klickt. Dieser Umstand nervt vor allem im mobilen Einsatz. Es ist nicht Sinn einer mobilen Tastatur erst vom Gerät entfernt zu werden, um die Bildschirmtastatur nutzen zu können. Kurioserweise merkt die Tastatur selbst, dass sie umgeklappt wurde. Die Tasten werden nämlich deaktiviert. Dell ist das Problem scheinbar bekannt. Es soll in Zukunft mit einem Firmware Update behoben werden. Bis jetzt scheint dieses Update jedoch noch nicht ausgerollt worden zu sein. Man kann es sich kaum vorstellen, aber dieser eine Punkt hat das Gesamtbild des Tablets deutlich ins Negative gerückt. Dabei ist nicht mal das Tablet wirklich der Übeltäter. Das Trackpad ist für eine kurze Bedienung ausreichend, kommt aber natürlich niemals gegen ein gutes Trackpad wie z.B. im Dell XPS 13 an.

Neben der Slim Tablet Tastatur gibt es auch eine Dockingstation, den Stift und die Dell Tablet Tastatur. Diese verwandelt das Gerät in ein 10,8 Zoll Netbook mit zusätzlichem Akku.

Fazit

Dell hat seine Hausaufgaben gemacht. Das Venue 11 Pro ist ein tolles Gerät, für den durchschnittlichen Konsumenten, der keine brachiale Rechenpower in Tabletform benötigt. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Akkulauzeit reicht über den Tag, das Zubehör ist sehr umfangreich und das wichtigste, das Display, ist ebenfalls sehr gut. Die verbaute Hardware bildet im Zusammenspiel mit Windows 8 ein tolles Komplettsystem. Die Slim Tablet Tastatur besitzt einige gute Ansätze, die jedoch noch weiter verbessert werden müssen. Auf jeden Fall muss Dell aber das Firmware-Update ausrollen, um das lästige Problem mit der umgeklappten Tastatur zu beseitigen. Das Venue 11 Pro kann auch jedem empfohlen werden, der sich bis jetzt noch nicht mal über das Betriebssystem im Klaren war. Der Windows 8 App Store wächst immer schneller und der Internet Explorer 11 in der Touch Version ist schnell und super zu bedienen.

Wer mehr Power benötigt kann auf eine der anderen Versionen des Dell Venue 11 Pro zurückgreifen. Das Gehäuse wird dann zwar größer und ein Lüfter erhält Einzug, aber man hat auch die Vorzüge eines Core i Prozessors. Das von uns getestete Venue 11 Pro 5130 kostet aktuell 479€ über Dell, die Slim Tablet Tastatur kostet 139€. Das ist nicht unbedingt wenig, dafür bekommt man aber auch Qualität geboten.

Positiv:

  • Sehr gutes Display mit tollen Farben
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Gute Performance für den gewöhnlichen Konsumenten
  • Programme sowie Apps aus beiden Welten fast uneingeschränkt nutzbar
  • Umfangreiches Zubehör
  • Gute Wartbarkeit

Negativ:

  • Relativ hohes Gewicht
  • Gelegentlich Probleme mit dem Akku und Windows 8 im bzw. nach dem Standby-Modus
  • Fehler in der Firmware zur Slim Tablet Tastatur
  • Schlechte Tonqualität bei Videoaufnahmen

Dell Venue 11 Pro Testergebnis

Kommentar verfassen